IM FLUSS DER GESCHICHTE

SCHON DIE ALTEN RÖMER...

Archäologische Funde, die im Raum Bad Driburg gemacht wurden, lassen darauf schließen, dass die an Heilquellen besonders interessierten Römer die Driburger Quellen bereits genutzt und gewürdigt haben, als sie bis in das Gebiet des Teutoburger Waldes und des Bades Driburg vorstießen.

Ab 1593 finden sich immer wieder Hinweise auf die gesundheitsfördernde Nutzung des ,,Gesundbrunnens zu Bad Driburg". lm Jahre 1620 wurden die Driburger Quellen erstmals kartographisch erfasst. Einen weiteren Hinweis auf ihre Nutzung brachte Merians ,,Topographia Westfaliae" von 1647, in der von ,,zweì heilsamen und guten Brunnen" die Rede ist. Schon lange, bevor ein regulärer Kurbetrieb in Bad Driburg begann, nutzte man die Quellen mit ihrem hohen Mineralgehalt als Trinkkur und verschickte sie unter der Bezeichnung ,,Sauerbronnen" nach halb Europa.

Fürstbischof Ferdinand

Ein gezieltes lnteresse setzte erst nach dem Ende des 30-jährigen Krieg 1648 ein: Ferdinand von Fürstenberg saß zu dieser Zeìt auf dem Bischofsstuhl von Paderborn. Unter ihm wurde das Driburger Mineralwasser regelmäßig an den Paderborner Hof geliefert. Der ,,Schmechtener Sauerbronnen", heute als Rabe-Quelle bekannt, war dort sehr geschätzt und wurde von Bischöfen und Hofstaat gern getrunken. Begeistert widmete Fürstbischof Ferdinand der Heilkraft dieser Quelle eìn kunstvolles lateinisches Gedicht. Um 1665 ließ er die Quellen fassen.


Export nach ganz Europa

1737 berichten die Chronisten vom umfangreichen Versand des Mineralwassers aus Bad Driburg. Eine Ledertapete im nahegelegenen Schloss Vinsebeck zeigt den Transport des in Flaschen abgefüllten Mineralwassers um das Jahr 1720, das bereits nach „London, Copenhagen, Stockholm, Danzig, Amsterdam, Hamburg, Hannover, Cassel und andere vornehme Stätte in großen Mengen verführet“ wurde.


Wie das Bad Driburger Wasser über London wieder in den Teutoburger Wald kam

Noch vor Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) stand das Driburger Mineralwasser bei Ärzten in einem sehr guten Ruf und wurde auch aus medizinischen Gründen ins Ausland versandt. Einigen englischen Offizieren, unter ihnen auch der Mylord Granby, wurde ihr Wasser während des Krieges von London nach Paderborn nachgeschickt. Er war sehr erstaunt auf die Benachrichtigung hin, dass sich die Quelle „seines“ Wassers nur zwei Meilen weit von seinem aktuellen Aufenthaltsort entfernt befand und die Flaschen über England doch einen sehr großen Umweg genommen hatten. Mitte des 18. Jahrhunderts erreichte der Versand nach Holland und England eine bedeutende Größenordnung. lm Jahre 1763 wurden bereits 80.000 Flaschen versandt.


Dr. Bernardus Wilhelmus Rödder

Für den weiteren Ausbau der Anlage zum Bad Driburger Gesundbrunnen sorgten Fürstbischof Clemens August, Herzog von Bayern (1718 - 1761) und sein Leibarzt Bernardus Wilhelmus Rödder. 1757 erschien die von Dr. Rödder verfasste grundlegende Bäderschrift: ,,Gründliche Beschreibung des zu Driburg im Hochstift Paderborn gelegenen Gesund- und Stahlbrunnens" mit zum Teil heute noch gültigen Brunnen-Diätregeln.



In den Händen der Grafen von Oeynhausen-Sierstorpff

1781 erwarb der braunschweigische Oberjägermeister Caspar Heinrich von Sìerstorpff die Nutzungsrechte der Driburger Quellen und baute in den folgenden Jahren tatkräftig Bade- und Kureinrichtungen des heutigen Gräflichen Parks aus.

Der Bischof hatte wenige Jahre zuvor 1777 als erste Ausbaumaßnahmen ein kleines Badehaus über dem Brunnen errichtet und war vermutlich froh, der Paderborner Staatskasse die Kosten für weitere Investitionen in den erforderlichen „großen Ausbau“ zu ersparen. Caspar Heinrich von Sierstorpff wurden die Nutzungsrechte hingegen nicht ohne Auflagen überlassen: Er hatte innerhalb von drei Jahren ein Logierhaus und einen Gesellschaftssaal von bestimmter Größe zu erreichten.

Zwar gab es 1777 in Driburg schon ein Badehaus, zum wirklichen Kurort wurde Driburg aber erst durch das Wirken von Caspar Heinrich von Sierstorpff, der mit Leidenschaft und praktischem Engagement seine Vision eines „Ortes ländlichen Vergnügens“ Wirklichkeit werden ließ. Wohlwissend, dass sein neues Bad im Umfeld bereits florierender größerer Badeorte einen individuellen Charakter haben müsse, richtete er sich in seinen Planungen nach aktuellen Modeströmungen: Sein Bad sollte sich insbesondere an die aufgeklärten Kreise des höheren Bürgertums und der Beamtenschaft richten. Mit seinem Konzept ermöglichte er dieser Gesellschaftsschicht einen ungezwungenen und ländlichen Aufenthalt in einer geschmackvollen und modernen Umgebung jenseits der traditionellen höfischen Etikette.

Unter seiner Leitung entstanden die Trinkhalle bzw. die neoklassizistischen Brunnenarkaden des Architektens Peter Krahe, der Kurpark – angelegt als englischer Landschaftsgarten, der Naturpark Rosenberg sowie die zahlreichen Bade- und Logìerhäuser. Zudem schuf er in Bad Driburg eines der ersten Moorbäder Deutschlands. lm 18. Jahrhundert entwickeln sich insbesondere in Deutschland die Bäder zu den gesellschaftlichen Treffpunkten während der Sommermonate.

Mit kalkuliertem Risiko schließt Caspar Heinrich von Sierstorpff 1782 einen Erbpachtvertrag mit der fürstbischöflichen Kammer Paderborn zwecks Übertragung der Quellen. Mit der Begründung des Kurbetriebes gewann das Quellwasser zunehmend an Bedeutung. Vor allem das Heilwasser der Caspar Heinrich Quelle war aufgrund seiner Bekömmlichkeit und der Vielzahl seiner Anwendungsgebiete sehr gefragt.

Das Konzept des Badbegründers kam so gut an, dass sich auch berühmte Künstler von diesem Ort inspirieren ließen. Friedrich Hölderlin zum Beispiel verlebte hier 1796 eine glückliche Zeit mit Susette Gontard, seiner „Diotima“. Er war unter anderem nach Bad Driburg gereist, da man im späten 18. Jahrhundert davon ausging, dass die Hermannschlacht im Jahr 9 n.C. in der Region von Bad Driburg stattgefunden hatte. Auch er wusste die positive Wirkung des Quellwassers zu schätzen: „Ich brauchte das Bad ein wenig und trank das köstliche und reinigende Mineralwasser und befand und befinde mich ungewöhnlich gut davon.“ schrieb der Dichter während seines Aufenthalts in Bad Driburg. Zwischen 1813 und 1819 besuchte auch Annette von Droste-Hülshoff das Kurbad drei Mal und ließ ihre Gedanken vom guten Wasser und der umgebenden Parklandschaft beflügeln. Weitere berühmte Gäste waren zum Beispiel der Dichter des Sachsenepos ,,Dreizehnlinden", Friedrich Wilhelm Weber, und Sophie de la Roche.

Nur für ,,gehobene Kreise" waren Badekuren damals erschwinglich. Da war es schon ein Erfolg, dass im Gründungsjahr 1782 in der Kurliste 101 ,,Fremde" als Gäste aufgeführt werden. Mit großen ,,Modebädern" wie Baden-Baden, Karlsbad oder Bad Pyrmont konnte und wollte Driburg nicht wetteifern. Langsam, aber sicher sprach sich auch in adeligen und großbürgerlichen Kreisen herum, wie wohltuend die Kur in Driburg sei und wie heilsam das Quellwasser. 1919 wird Driburg als Bad anerkannt. Zu dieser Zeit läuft der Badebetrieb in Bad Driburg lediglich vom 15. Mai bis zum 15. Oktober, also nur fünf Monate und die Besucherzahl liegt bei ca. 400 Gästen pro Jahr.

Auch heute werden die Quellen im Zusammenhang mit den Gästen des „Gräflicher Park“ intensiv genutzt. Kohlensäure-Mineralbäder, Trinkkuren – insbesondere im Zusammenhang mit dem F.X. Mayr-Programm – und das Wasser im großen Außenpool speisen sich aus den Quellen, die den Gästen so als nachhaltiges Naturheilmittel zu Gute kommen und das Spa Resort von anderen abheben.